Unsere Vereinsgeschichte

Bei der nach 1848 durchgeführten Reorganisation der Schweizer Armee haben die führenden Offiziere schon bald festgestellt, dass eine gründliche, ausreichende Ausbildung der Genietruppen im Wasserfahren, Brücken- und Fährenbau usw. in den normalen Dienstzeiten der Truppe unmöglich ist. Es wurden daher Bestrebungen in Gang gebracht, an diversen geeigneten Orten an Flüssen und Seen Pontonier-Fahrvereine zu gründen, damit Interessenten und die Angehörigen der Genietruppen im Zivilleben die Möglichkeit bekommen würden, das Wasserfahren zu erlernen und zu betreiben. Heute dürfen wir sagen, Gott sei Dank waren auch in Ottenbach und Umgebung einige initiative Leute vorhanden, die den Mut aufgebracht hatten, unseren Pontonier-Fahrverein am 2. Dezember 1888 zu gründen.

Bereits am 4. August 1889 haben sich vier mutige Ottenbacher Pontoniere entschlossen, am 1. Eidgenössischen Pontonier-Preiswettfahren in Aarburg teilzunehmen. Seither hat die Sektion Ottenbach alle Eidgenössischen Wettfahrten bestritten.

Dank der Spendefreudigkeit von Gönnern und Dorfbewohnern durfte der junge Verein am 23. Juni 1895 sein erstes, heute noch vorhandenes, handgemaltes Vereinsbanner einweihen.

1. Vereinsfahne von 1895

Im gleichen Jahr gab die Holzkorporation Ottenbach, in der die Pontoniere immer gut vertreten waren, die Einwilligung für die kostenlose Landabtretung zum Bau eines Materialschopfes an der Reuss.

Neben der normalen Ausbildungstätigkeit an der Reuss begannen die Pontoniere mit den schönen Talfahrten von Luzern nach Ottenbach, wobei die Schiffe immer per Pferdefuhrwerk nach Luzern transportiert wurden.

Talfahrt von Luzern nach Windisch 1897

Die Standfestigkeit des jungen Vereins wurde 13. August 1900 auf eine harte Probe gestellt. Zwei junge, hoffnungsvolle Mitglieder haben, offenbar wegen falscher Einschätzung der Situation, bei einem „Wuhr“ in Obfelden mit dem Schiff einen Pfahl gerammt und sind dabei ertrunken.

Die Vereinstätigkeit der Pontoniere, in deren Reihen zahlreiche Bauern vertreten waren, beschränkte sich hauptsächlich auf die Jahreszeit vom April bis Oktober. Der Sonntag wurde intensiv zum Wasserfahren benützt. Bis nach Mühlau führten am Sonntagnachmittag die Stachelfahrten der Pontoniere.

Beim Reuss-Dammbruch 1912 in der Hagnau mit den grossen Überschwemmungen auf der Aargauer Seite waren die Pontoniere mit Pontons zur Hilfeleistung im Einsatz.

Bis zum 25 jährigen Jubiläum, das erst am 19. Juli 1914 gefeiert wurde, war die Vereinskasse oft sehr schwach dotiert. Die beim Jubiläum und auch später immer wieder aufgeführten nautischen Spiele auf der Reuss haben bei den Zuschauern grossen Anklang gefunden.

Ottenbach am 8. Eidg. in Aarburg 1921 und am 9. Eidg. In Rheinfelden 1924

Am 30. Januar 1927 fand die 37. Delegiertenversammlung des SPFV (Schweizerischer Pontonier-Fahrverein) in Ottenbach statt. «Glück auf die neue Fahne» hiess es am 14. August 1927, als die Pontoniere, unter Anteilnahme der Dorfbevölkerung, mit einem schönen Fest die zweite Fahne einweihten.

Eine Fahrt im WK mit den Aluminium-Pontons 1952

Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 war wegen den oft langen und unregelmässigen Aktiv-Dienstzeiten der Mitglieder ungünstig für die Vereinsaktivitäten.

Im Jahr 1951 schenkte die Holzkorporation den Pontonieren noch etwa eine Are Land, damit der alte, baufällige Holzschopf, der immer noch ohne Strom und Wasser war, durch ein neues, grösseres Depot ersetzt werden konnte. Mit dem Ankauf eines Aussenbordmotors begann bei den Pontonieren 1953 die Motorisierung.

Vereinsfoto 1955 nach dem 19. Eidg. in Brugg

Den tiefsten Stand mit nur elf Aktivmitgliedern erreichte der Verein 1957/1958, obwohl an den Wettfahren teilweise sehr gute Klassierungen im Sektions- und im Einzelfahren erreicht wurden.

Das 75-Jahr-Jubiläum wurde mit einem grossen Fest gefeiert. Am durchgeführten Sektions- und Einzelfahren nahmen 22 Sektionen teil.

Am Eidgenössischen 1970 in Zürich errangen die Ottenbacher mit dem 2. Sektionsrang ein Glanzresultat. Der Einsatzwille und die gute Kameradschaft führten zu diesem schönen Erfolg. In der zweiten Jahreshälfte 1971 begannen die Pontoniere mit dem Depoterweiterungsbau, da zu wenig Platz vorhanden war für die zunehmende Mitgliederzahl. Der Verein intensivierte in den folgenden Jahren seine Aktivitäten mit diversen Veranstaltungen wie 1. August-Feier, Familienfahrten, Talfahrten usw. Auch die Fasnacht lebte wieder auf. Von der Holzkorporation erhielten die Pontoniere 1976 den Schenkungsvertrag für das 640 Quadratmeter grosse Grundstück beim Depot.

1977 wurde in Ottenbach ein Bootfährenbau-Wettkampf durchgeführt und im September unternehmen die Ottenbacher Pontoniere mit einer Hamburg-Helgoland-Reise den ersten Sprung ins Ausland. Am Rayonwettfahren 1978 in Ottenbach nahmen 25 Sektionen teil. Bereits 1979 folgte die zweite Auslandreise mit 37 Teilnehmern nach Amsterdam.

Bootfährenbau in Ottenbach 1977

Am Eidgenössischen 1982 in Klingnau erreichte die Sektion den 9. Rang mit Goldkranz und die dynamische Bootfährenbaugruppe wird sogar Schweizer Meister.

Der expandierende Verein benötigte schon wieder mehr Platz und so wurde 1983/84 am Vereinsdepot ein Anbau mit sehr viel Frondienstleistung der Mitglieder und grosser Unterstützung von Pontonierfreunden errichtet.

Mit der Organisation des Eidgenössischen 1985 hat die Vereinstätigkeit den bisherigen Höhepunkt erreicht. Durch die tatkräftige Unterstützung unserer Freunde und Gönner und der ganzen Dorfbevölkerung, wurde das Fest zum Erfolg für alle Beteiligten.

1987 wurde eine Fernfahrt endlich Tatsache. 50 Pontoniere und Freunde sind mit zwei Birago-Pontons während fünf Tagen 430 km auf der Donau von Pfatter bei Regensburg nach Wien gefahren. Es war eine unvergessliche Fahrt.

Das 100-Jahr-Jubiläum wurde 1988 mit einem Bootsfährenwettkampf und einem schönen Fest gefeiert.

An der zweiten Schweizermeisterschaft der Pontoniere, 1994 in Bremgarten, konnte unser Fahrerpaar Berli Martin / Kohler Christian den ersten Meistertitel in unserer Vereinsgeschichte feiern, nachdem sie im Vorjahr den Vizemeistertitel erkämpften. 1999 wurden die beiden in Bex zum zweiten Male Schweizermeister. Die dritte Goldmedaille an einer Schweizermeister-schaft durften Martin und Christian 2008 in Schönenwerd, diesmal in der Kategorie D (Senioren) entgegennehmen.

In der Nacht zum Auffahrtstag 1999 führte die Reuss ein Hochwasser. Obschon der Wasserspiegel der Reuss bis zu 30 cm höher stand, als der Boden unseres Vereinslokals, konnten durch Barrikaden grössere Schäden verhindert werden.

Hochwasser von 1999

Nicht verhindert werden konnte dagegen der Totalverlust des ganzen Archivinhaltes, welches in einem Zivilschutzkeller der Gemeinde durch den Lettenbach überflutet wurde. In mühevoller Kleinarbeit hatte unser Ehrenmitglied Wilfried Leutert anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums die ganze Vereinsgeschichte zusammengetragen und in einem wunderschönen und wertvollen Buch veröffentlicht. Zum Glück konnten noch einige dieser Bücher gerettet werden und bilden heute noch unser ganzes „Archiv“.

Ebenfalls aus diesem Buch stammt diese Kurzfassung unserer Vereinsgeschichte. Wir danken Wilfried Leutert ganz herzlich für dieses unvergessliche Werk.

In der Nacht vom 21. auf den 22. August 2005 stieg die Reuss erneut massiv über die Ufer und erreichte einen Jahrhundert Höchststand mit über 80cm über unserem Vereinshaus-boden. Obwohl wir lange mit Sperren und Pumpen gegen die Wassermassen ankämpften, musste schlussendlich aufgegeben und das Haus geflutet werden. Das Risiko von Unterspülungen, Beschädigungen und Rissen wäre zu gross geworden. Weitere Fotos vom Hochwasser 2005.

Jahrhundert-Hochwasser von 2005

Am 30. August 2009 führte der der PFVO die Jungpontonier Schweizer Meisterschaft durch. Das Fest war ein grosser Erfolg, auch dank der perfekten Organisation unter der Leitung von Leo Baschnagel. In der Kat. III gewannen die Ottenbacher Marco Baschnagel mit Adrian Wick und dritte wurden Pascal Räber mit Daniel Gürber. Von 11 gestarteten Fahrerpaaren, erkämpften sich deren 8 die Kranzauszeichnung.